Ein Kind zeigt uns die wirklich wichtigen Dinge

„Ein Kind zeigt uns die wirklich wichtigen Dinge im Leben: Das Wunder der Liebe, die Energie der Begeisterung und die Fähigkeit zu vertrauen.“ — der Satz auf meinem Bild trifft es auf den Punkt. Er erinnert uns daran, was wir in der Hektik des Alltags leicht vergessen: wie kostbar einfache Wahrnehmungen sind, wie kraftvoll offene Neugier und wie heilsam echtes Vertrauen.
Pablo Picasso hat das einmal so ausgedrückt (das Zitat gibt es in leicht variierenden Worten, ist aber weit verbreitet):
„It took me four years to paint like Raphael, but a lifetime to paint like a child.“
Auf Deutsch oft zitiert: „Vier Jahre brauchte ich, um wie Raffael zu malen — aber ein Leben, um wie ein Kind zu malen.“
Was er meint: die Kunst, die Welt mit der Unmittelbarkeit, dem Mut und der Ehrlichkeit eines Kindes zu sehen, ist nicht einfach — sie erfordert Übung, Loslassen und manchmal das Verlernen dessen, was wir „wissen“.
Was Kinder uns zeigen — und warum das so wichtig ist
- Das Wunder der Liebe
Kinder lieben direkt und ohne Kalkül. Sie zeigen Zuneigung, weil sie fühlen, nicht weil sie Strategie haben. Diese Echtheit erinnert uns daran, Beziehungen als gelebte Wärme zu sehen statt als Pflicht. - Die Energie der Begeisterung
Ein Kind staunt über eine Schneeflocke genau so intensiv wie über ein Feuerwerk. Begeisterung ist für Kinder ein Muskel — und wenn wir ihn wieder nutzen, wird unser Alltag wieder farbiger. Begeisterung fördert Kreativität, Motivation und Lebensfreude. - Die Fähigkeit zu vertrauen
Kinder wagen sich, lernen zu laufen, zu sprechen, zu lieben — weil sie darauf vertrauen, dass die Welt sie hält. Dieses Vertrauen ist kein blinder Optimismus, sondern die Bereitschaft, sich dem Leben zu öffnen. Es macht resilienter.
Wie du wieder lernen kannst, mit Kinderaugen zu sehen
Die gute Nachricht: Das ist trainierbar. Hier einige praktische, bodenständige Schritte, die dir helfen, die Welt wieder unmittelbarer wahrzunehmen.
1) Übung: Der fünf-Sinne-Spaziergang
Nimm dir 10–15 Minuten. Gehe langsam und zähle:
- 3 Dinge, die du siehst,
- 3 Dinge, die du hörst,
- 3 Dinge, die du riechst,
- 3 Dinge, die du fühlst (z. B. Wind auf der Haut),
- 1 Sache, die du schmeckst (ein Traubenzucker, eine Beere, ein Schluck Wasser).
Kein Denken, nur Wahrnehmen.
2) „Nicht-wissen“ zulassen
Stell Fragen wie ein Kind: „Warum ist der Himmel da oben blau?“ (und akzeptiere, wenn die Antwort einfach staunen ist). Übe, Expertinnenmodus auszuschalten — das erhöht Neugier und reduziert Bewertungsdruck.
3) Kreativ-Übung: Zeichne ohne Urteil
Setz dich 10 Minuten hin und zeichne mit der nicht-dominanten Hand oder mache eine Blindkonturenzeichnung (ohne aufs Papier zu schauen). Keine Korrekturen, kein Löschen. Ziel ist nicht das Ergebnis, sondern das Erleben.
4) Kleine Abenteuer planen
Miniausflüge wechseln den Blick: ein anderer Weg zur Arbeit, abends barfuß durchs Gras, eine Stunde im Park beobachten. Kinder machen aus jedem Ort ein Abenteuer — wir können das auch.
5) Ritual der Dankbarkeits-Minuten
Abends zwei Minuten: nenne drei kleine Wunder des Tages (ein Lachen, eine warme Tasse, ein gutes Gespräch). Das trainiert den Blick aufs Positive und macht das „Paradies“ sichtbar, in dem wir oft leben, ohne es zu merken.
Einige Hinweise aus Psychologie & Alltag
- Neuheit stimuliert Dopamin — sie fördert Aufmerksamkeit und Freude. Kinder erleben viele Neuheiten, deshalb sind sie so energetisch. Du kannst das imitieren: probier Neues, auch kleine Dinge.
- Zu viel Perfektionismus blockiert das kindliche Prinzip. Erlaube Fehler, unfertige Werke und zaghaftes Ausprobieren.
- Soziale Verbindung: Spielen mit Kindern oder das Gespräch mit offenen Menschen erinnert an unkomplizierte Zugewandtheit — und das stärkt das Vertrauen in Beziehungen.
Kleine Praxis-Ideen für den Alltag
- Jeden Morgen eine „Was fasziniert mich heute?“-Frage ins Handy schreiben.
- Ein „Spiel-Tag“ im Monat: ein Brettspiel, Malkreide auf der Straße, eine Kissenschlacht — bewusst Unvernünfiges tun.
- Wenn du zeichnest oder schreibst: limitier dich auf 5 Minuten ohne Pause — Flow statt Perfektion.
Schlusswort / Einladung
Wenn Picasso sagte, es dauere ein Leben, um wie ein Kind zu malen, dann ist das kein Vorwurf — es ist eine Einladung. Eine Einladung, Schritt für Schritt jene Qualität zurückzugewinnen, die unsere Augen für das Wunder der kleinen Dinge öffnet: Liebe, Begeisterung, Vertrauen.
Probier eine der Übungen diese Woche aus — und schau dann, wie sich der Blick verändert. Manchmal genügt ein kleines Innehalten, ein warmes Staunen, und die Welt wirkt wieder wie ein Paradies, in dem es sich gut leben lässt.
Und vergiß nicht, du mußt nichts alleine schaffen.
